1980-91 Ab ovo

1980-91 Ab ovo, Ab origine  (Spirale)

 

 

In seinen späten Werken löste sich Manfred Luther vom strengen, bis dahin stets mit einem Zirkel gezogenen Kreis und entwickelt ihn zu einer lebhaften Spirale und zum amorphen Ring weiter. Er nutzte dafür Lackfarbe, die eine glänzende Oberfläche erzeugte und in einigen Arbeiten Farbnasen ausbildete.

Auch in dieser letzten Werkgruppe blieb Manfred Luther dem seriellen Charakter seines Werkes treu: Seine zahlreichen Ringe und Spiralen unterscheiden sich in der Dichte ihrer Ausführung, in der Farbwahl und in den Formaten. Zudem sind sie auf unterschiedliche Untergründe gesetzt.                           Text von Carolin Quermann

Die ersten Arbeiten zum Thema „Ab ovo. Ab origine.“ (Spiralen) entschanden schon 1980, der überwiegende Teil in den 90iger Jahren. Diese Arbeiten gehört als Untergruppe zu der Werksgruppe „Cogito ergo sum“.

1980 Cogito ergo sum

1980 Cogito ergo sum – ICH DENKE, ALSO BIN ICH

Ab 1980 entsteht die Folge „Cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich) „Ohne Anfang, ohne Ende.“ (Kreisbilder; Scheiben: als Symbol – Die Sonne), ausgeführt in verschiedenen Techniken, in Ölkreide und Siebdruck.

Von 1980 bis 1994 konzentrierte sich Manfred Luther auf nurmehr eine geometrische Figur, den Kreis. In ihm erkannte er eine Urform, in der er sein gesamtes philosophisches Ansinnen gebündelt sah. In dieser für den Künstler wesentlichen Werkgruppe schwebt der Kreis in zahlreichen Varianten vor nobel gestalteten Untergründen verschiedenster Machart. All diese Arbeiten überschrieb er mit den Worten René Descartes: „Ich denke, also bin ich“.

Die Kreisbilder waren vom Künstler nicht als autarke abstrakte Werke intendiert. Vielmehr setzte er sie als Denk- und Sinnzeichen ein. Sie stehen stellvertretend für eine philosophische Idee in der Nachfolge Demokrits, in der alle philosophischen Überlegungen bei der Materie beginnen und in der Materie enden. In einer großen Kreisbewegung fallen Anfang und Ende in eins.                                                    Text von Carolin Quermann

1976 Schwarz-Weiß-Grau

1976 Siebdrucke schwarz-weiß-grau

Die Idee Konkrete Zeichnungen ordnet Vielfalt – mehr nicht. Manfred Luther

In den Jahren von 1976 bis 1985 setzte Manfred Luther die Grundformen, die er in den schwarz-weißen Tuschzeichnungen so mühevoll hat entstehen lassen, auch in der Technik des Siebdrucks um. In Schwarz-Weiß-Grau gehalten, wird die Klarheit und Strenge der Konzeption – fern vom mystischen Geheimnis der dichten Zeichnungen – besonders deutlich vor Augen geführt.             Text von Carolin Quermann

Manfred Luther möchte seine 24 Geometrische Figuren als philosophische Bedeutungsträger verstanden wissen. Einige Beispiel seien hier ausgeführt:

Kreis              Universum, Sonnengötter u.a.       Viereck         Irdische Welt              Dreieck           Werden, Sein, Vergehen                  Ellipse           Fruchtbarkeit

Halbkreis                 Schöpfung                            Rechteck       Urstoff, Materie       Rhombus         Weib, Schoß

Zur Drucktechnik von Manfred Luther kann folgendes gesagt werden. Er hatte einige Werke mit dem Linolschnittdrucken (ab 1960) erstellt. In der Zeitspanne von 1962 bis 1975 arbeitete er intensive am Siebdruck. Seine Probleme waren, die exakte Zweifarbdrucktechnik und die Größe des Formates 42 × 61 und 44 × 77 cm. Danach mussten die Ränder der Blätter genau beschnitten werden und all‘ dies in einem Keller von 6 m². In dieser Zeitspanne erstellte die Familie Brigitte und Wolfgang Neubert, wohnhaft in Dresden, die ersten guten Siebdrucke (schwarz/weiß/grau). ML ließ sich oft zu seinen neusten Arbeiten von Familie Neubert beraten. Die ersten Konvoluten der Figuren in SW-weiß-Gau sind als Siebdruck erscheinen ab 1976 bis 1985.

1970 Paraphrase

Manfred Luther entwickelte ab 1970 die eigenständige Werkgruppe „Paraphrasen“, als weitere Komponente zu „Idee – Konkrete Zeichnungen“.  Ausgeführt als Siebdruck  (Originale in Tusche) auf Zeichenkarton in unterschiedlichen Größen.

            

Links:  Siebdruck 40×30cm; Weiße Vierecke (Umrandet) mit schwarzen Dreiecken auf weißen Zeichenkarton

Rechts: Siebdruck 44×66cm; Weiße Dreiecke und Halbkreise auf Schwarz, Sogenannte „Weiße Tropfen“

Mit seinen „Paraphrasen“ will Manfred Luther die große Vielfalt der Möglichkeiten aufzeigen (Verschiebungen, Wiederholungen und serielle Reihungen).
Ausgewählte skizzierte Paraphrasen übertrug Manfred Luther in größere Formate. Mit Akkuratesse und äußerst gleichmäßig sind die schwarz-weißen sowie schwarz-gelben Tuschzeichnungen ausgeführt. Dies bedurfte großer Konzentration und Ausdauer.

Manfred Luther begriff seine Paraphrasen als didaktisches Lehrmaterial: Sie führen beispielhaft vor Augen, auf welch unterschiedliche Weise seine 24 erarbeiteten Grundelemente variiert werden können. Anders als seine kleinformatigen Skizzen, die er in Heftern verwahrte, unterstreichen die großen Tuschzeichnungen, dass sie nicht nur als Folge, sondern ebenso als Einzelwerk eigenständig zu bestehen vermögen.

Text von Carolin Quermann

1977 Thema Eule-Uhu

Ab 1977 gibt es die ersten farbigen Uhu-Arbeit (unterschiedliche Technik und Größe) als Druck und Unikat. Der Uhu (Bubo bubo) ist die größte Eulenart. Er gilt als Symbol der Weisheit.

   

Links: Mischtechnik; Rechts: Tusche

Goldbronze u. schwarze Tusche karierten Eulenbild

Vor allem in den 1970er Jahren befasste sich Manfred Luther mit der Darstellung von Eulen, die er in unterschiedlichsten Umsetzungen regelrecht feierte. Die strenge Kopf- und Körperform des Tieres ermöglichte ihm ein Spiel mit Linie, Kreis, Dreieck und Quadrat, das er mit Charme und offenkundigem Amüsement betrieb. Zugleich huldigte er in dieser Werkgruppe der Eule als Zeichen der Weisheit.

 In den Gold-schwarz karierten Eulenbildern spiegelt sich Luthers Begeisterung für das Schachspiel. Er selbst war passionierter Spieler und aktives Mitglied im Schachverein. In seinem Nachlass finden sich mit Anstreichungen versehene Magazine vom Deutschen Schachverband der DDR.                                            Text von Carolin Quermann